Explosion in Ferienhaus auf Rügen: Nachbarn retten Paar vor den Flammen
Eine Explosion in den Morgenstunden zerstörte die Idylle in der kleinen Ferienhaussiedlung in Putgarten am Kap Arkona auf der Ostseeinsel Rügen. Nach ersten Erkenntnissen ist in einem Haus eine Gasheizung explodiert. Die Wucht war so heftig, dass mehrere Häuser in Mitleidenschaft gezogen wurden. An mindestens 18 Häusern sind entweder die Scheiben rausgesprungen, Türen aus den Verankerungen gerissen worden, Gegenstände gegen die Fassade oder ins Reetdach gekracht.
Die Umgebung sah danach aus wie ein Trümmerfeld. „Teile von diesem Haus sind 350 Meter weit geflogen. Ich habe schon viel gesehen, aber eine Detonation in dieser Form noch nicht“, sagt Kreiswehrführer Kay Mittelbach. Wie durch ein Wunder sind dabei keine Personen verletzt oder sogar getötet worden. Das Schadenshaus war zu diesem Zeitpunkt unbewohnt, der Eigentümer nicht auf der Insel.

„Klang so, als würde eine Bombe explodieren“
Anders sah es ein Gebäude weiter aus. Hier wohnte bis zum Freitag ein Paar, das mit ansehen musste, wie das Haus binnen Minuten bis auf die Grundmauern abbrannte. „Es klang so, als würde eine Bombe detonieren. Wir sind sofort raus auf die Straße, um zu gucken, was passiert war. Dann hat man schon Teile von dem Haus in der Siedlung liegen sehen“, sagt Nachbarin Stephi Jutrowski.
Sie und ihr Mann sahen, dass auch das benachbarte Haus viel Schaden genommen hat und zu qualmen begann. Sie wussten, dass es bewohnt war. „Unser erster Gedanke war, sie zu retten. Mein Mann hat die Haustür geöffnet und das Paar mit anderen Nachbarn aus dem Haus geschafft. Zum Glück rechtzeitig, danach fing das Haus in vollem Umfang an zu brennen“, sagt sie.

Leute rechtzeitig aus brennendem Haus auf Rügen gerettet
Ditte und Thomas Eppelin wohnen ebenfalls in der Siedlung und haben geschlafen, als das Haus in ihrer Siedlung explodierte. „Die ganze Erde hat gebebt“, sagt er. Als sie aus dem Fenster schauten, die Rauchwolken sahen und entdeckten, dass die Flammen schon beim Auto waren, sind sie zum Haus gelaufen, um ebenfalls dem Paar zu helfen. „Ich habe ans Fenster gewummert, dann habe ich ihn gehört. Wir sind dann hinten rein zur Terrasse. Die Tür war rausgedrückt, überall lagen Scherben auf dem Boden“, sagt Ditte Eppelin.
Ihr Mann hat mit einem Feuerlöscher die vordere Haustür aufgebrochen, damit sie dort rausgehen konnten. „Dies war die einzige Möglichkeit, sie sicher aus dem Haus zu bekommen“, sagt sie. Übers Nachbargrundstück konnten sie vor den Flammen fliehen. Die beiden Bewohner standen unter Schock und wurden ins Krankenhaus gefahren.


























Ein unvorstellbarer Einsatz auch für die Feuerwehrleute, die einen Schaden in diesem Ausmaß auch nicht alle Tage sehen. „Ich habe gerade das Gemüse für den Tag geschnippelt, als ich im Nachbarort die Detonation hörte, kurz danach ging auch schon der Pieper los“, sagt Andreas Heinemann, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr aus Putgarten. Als er und seine Kameraden ankamen, war ein Haus schon weg. Das Feuer hatte da schon das Nachbarhaus erreicht. „Ich bin rein, habe Schlüssel im Eingang gefunden und Medikamente. Mehr konnte ich nicht retten. Dann musste ich raus, weil der Dachstuhl schon brannte“, sagt er.

„Es hätte noch viel viel schlimmer kommen können“
Innerhalb von zehn Minuten stand das ganze Haus in Flammen, die Feuerwehrleute konnten es nicht mehr retten. Mehr als 160.000 Liter Wasser halfen nichts. Aber immerhin konnte ein weiteres Haus erhalten bleiben. Weil die Feuerwehr eine Häuserseite bewässerte, konnten sich die Flammen nicht weiter ausbreiten. „Wir haben als Einsatzkräfte so etwas auch noch nie erlebt. Glücklicherweise kam der Wind nicht aus dem Osten, wie einige Tage zuvor, dann wären die Flammen vielleicht auch auf andere Häuser übergesprungen. Auch wenn dieses Ereignis schon tragisch genug ist, es hätte noch viel schlimmer kommen können“, sagt Andreas Heinemann.
Bei den Ermittlungen wurde bekannt, dass es erst vor kurzer Zeit Arbeiten an der Gasleitung und am Gaszähler des Ferienhauses gegeben haben soll, in dem es zur Explosion kam. Nun werde geprüft, ob jemand die Explosion fahrlässig verursacht hat oder ob es einen technischen Defekt gab. Weitere Einzelheiten sind laut Polizei noch nicht bekannt.
Dieser Artikel ist zuerst in der „Ostsee-Zeitung“ erschienen.