FC Bayern - RB Leipzig: Tuchel und Rose vor brisanter Premiere

Bayern-Trainer Thomas Tuchel trifft am Samstag auf seinen alten Weggefährten Marco Rose, der aktuell RB Leipzig coacht. Imago/Kirchner-Media/Picture Pint LE (Montage)
Bayern-Trainer Thomas Tuchel trifft am Samstag auf seinen alten Weggefährten Marco Rose, der aktuell RB Leipzig coacht. Imago/Kirchner-Media/Picture Pint LE (Montage)

Das Duell des FC Bayern München gegen RB Leipzig an diesem Samstag (18.30 Uhr, Sky) ist nicht nur das des Tabellenführers der Fußball-Bundesliga gegen den Dritten. Es ist auch das Wiedersehen von Bayern-Trainer Thomas Tuchel mit zwei früheren Weggefährten: RB-Angreifer Timo Werner und Leipzig-Trainer Marco Rose. Die Münchner wollen zum elften Mal hintereinander Meister werden, die Sachsen im siebten Bundesliga-Jahr die sechste Champions-League-Qualifikation klarmachen.

Die einen haben das bayerische „Mia san mia“ wiederentdeckt, die anderen nicht nur beim 2:1-Erfolg gegen Werder Bremen Stressresistenz nachgewiesen. Dass Werner 2020 bei den Bayern ante portas stand, ist nur eine Geschichte, die sich um das Topspiel rankt.

Dass ebenjener Werner 2020 beim FC Chelsea landete und dort unter Tuchel erst Champions-League-Sieger und später ausgemustert wurde, bietet weitere Brisanz. Dass Werner vorm Wiedersehen mit Tuchel einen dicken Knöchel und Hals (leichter Infekt) hat, auch. Das Mitwirken des Nationalspielers in München ist fraglich, die Bayern können indes auf Torwart Yann Sommer setzen, der nach einem Magen-Darm-Infekt zurück ist.

Leipzig-Trainer Marco Rose würde „vielen Menschen beim BVB“ den Titel gönnen

Und dann wären da ja noch die Parallelwelten der beiden Trainer. Beide wurden bei Mainz 05 sportlich sozialisiert. Beide haben eine Vergangenheit bei Borussia Dortmund. Tuchel musste beim BVB 2017 nach dem DFB-Pokal-Sieg gehen, für Rose war nach der Vizemeisterschaft 2022 Schluss. Rose sagt, dass er „vielen Menschen beim BVB“ den Titel gönnen würde. Ob er damit auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Berater Matthias Sammer meint? Klar ist jedenfalls: Punktet RB in München, hätte Dortmund am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) beim FC Augsburg die Chance, die Tabellenführung zu übernehmen.

Doch wie nah sind sich Tuchel und Rose? Der damalige Mainzer Abwehrspieler Rose war verletzungsbedingt nicht mehr abwehrbereit, als Tuchel 2009 Cheftrainer bei den Nullfünfern wurde. Er kam in der Saison 2009/2010 zu keinem Profieinsatz mehr. Bei den ersten Partien gegen Bayer Leverkusen (2:2) und bei Hannover 96 (1:1) saß Rose neben Tuchel auf der Mainzer Bank, assistierte. Tuchel holte aber einen lizenzierten Fußballlehrer als „Co“ und legte fünf starke Mainzer Jahre hin – mit einem siebten Platz zum Abschluss 2014.

Marco Rose (rechts) saß zu Saisonbeginn 2009/2010 noch gemeinsam mit Cheftrainer Thomas Tuchel auf der Mainzer Bank. imago sportfotodienst

In Mainz sagt man heute noch, dass Tuchel der beste Übungsleiter der Vereinsgeschichte sei. Großes Aber: Das Gesamtpaket Jürgen Klopp, sowohl in Mainz als auch in Dortmund einer von Tuchels Vorgängern, beinhaltete Empathie, Freude am Siegen und am Leben außerhalb des Grüns, Klopp bleibt so die Allzeit-Nummer-eins. Tuchel war in Mainz ein Pedant, verließ die Fußballblase selten bis nie. Das nervte seine Untergebenen zusehends. Passend dazu bat der Trainer den damaligen Mainzer Manager Christian Heidel 2014 um Auflösung seines Vertrags, ein Jahr später folgte der Wechsel nach Dortmund.

Tuchel hatte keine Verwendung für Rose bei Mainz 05

Und Rose? Ihm war 2009 ein Engagement im Bundesliga-Trainerteam der Mainzer in Aussicht gestellt worden. Daraus wurde nichts, weil Tuchel keine Verwendung für den Ex-Kapitän hatte. Rose wurde stattdessen Assistenztrainer der 2. Mannschaft, verließ Mainz 2012, übernahm den Trainerposten beim viertklassigen 1. FC Lok Leipzig.

Über RB Salzburg, Borussia Mönchengladbach und Dortmund landete Rose im September 2022 in Leipzig. Der Mensch Rose ist näher an Klopp als an Tuchel, ist wie der heutige Coach des FC Liverpool ein Mitreißer. Roses fußballerischer Ansatz ist dem von Tuchel nicht unähnlich: hohe Intensität mit und ohne Ball, offensive Grundausrichtung.

Mit einem Sieg in München würde RB in der fiktiven Tabelle seit Roses Dienstantritt in Leipzig im September an den Münchnern vorbeiziehen. Diese Tabelle existiere für ihn nicht, sagt Rose. Animositäten mit Tuchel? Keine. Der FC Bayern? „Sie werden uns Aufgaben auf Champions-League-Niveau stellen.“ Und Tuchel? Rose: „Einer der besten Trainer in Europa, sehr detailversessen, grundsätzlich ein lockerer Typ.“ Der Bayern-Coach sagt über RB: „Der Stil ist klar. Es gibt vier Umschaltspieler. In der Regel mit zwei Stürmern und zwei Zehnern. Es ist extrem wichtig, aufzupassen und die Konter zu verhindern.“ Zu seinem Verhältnis zu Marco Rose wurde Tuchel nicht gefragt. Der geläutert-gelockerte Tuchel hätte wahrscheinlich sehr geschwärmt vom Kollegen.

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