Kaum Regelungen: Klimaschutzmaßnahmen betreffen gerade mal 13 Prozent des Methanausstoßes

Im Kampf gegen den Klimawandel sollen Methan-Emissionen etwa in der Öl-, Gas- und Kohleindustrie stärker reguliert werden. Daniel Cole
Im Kampf gegen den Klimawandel sollen Methan-Emissionen etwa in der Öl-, Gas- und Kohleindustrie stärker reguliert werden. Daniel Cole

Nur etwa 13 Prozent des globalen Ausstoßes des Treibhausgases Methan unterliegen derzeit einer politischen Minderungsregelung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die weltweit 281 Regelwerke zu Methanemissionen analysiert und mit Daten des Methanausstoßes abgeglichen hat. Neben der fehlenden Abdeckung von Methanemissionen sei ein weiteres Problem, dass über die Wirksamkeit bestehender Regulierungen wenig bekannt sei, schreibt eine Gruppe um Maria Olczak und Paul Balcombe von der Queen Mary University in London in der Fachzeitschrift „One Earth“.

Das Treibhausgas Methan heizt die Atmosphäre etwa 80 Mal so stark auf wie Kohlendioxid (CO2), wenn man einen 20-Jahres-Zeitraum betrachtet. Doch während CO2 Hunderte von Jahren in der Lufthülle verbleibt, ist von einer bestimmten Menge Methan nach einem Jahrzehnt mehr als die Hälfte abgebaut. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) ist Methan für rund 30 Prozent der Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter verantwortlich.

Methan-Reduzierung ist ein „notwendiger Schritt“

„Es besteht eine enorme Chance, die Erwärmung kurzfristig zu begrenzen, wenn wir schnell handeln, um die Methanemissionen in den Griff zu bekommen“, wird Balcombe in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Das Team um Olczak und Balcombe untersuchte Regulierungen auf den Gebieten Abfall, Landwirtschaft sowie Erdgas-, Erdöl- und Kohleförderung und -verarbeitung. Fast die Hälfte der gesetzlichen Regelungen betreffen fossile Brennstoffe, 42 Prozent beziehen sich auf Methan biologischer Herkunft, etwa aus organischem Abfall und aus der Landwirtschaft. Dabei sind einer Analyse der Forscher zufolge die Vorgaben und ihre Durchsetzung bei organischen Abfällen am strengsten, weniger strikt bei Öl und Gas, gefolgt von Landwirtschaft und Kohle.

90 Prozent der Minderungsregelungen für den Methanausstoß entfallen auf Europa, Nordamerika und den Asien-Pazifik-Raum, während diese Emissionen in Südamerika, Afrika und großen Teilen Asiens der Methanausstoß kaum reguliert sind. Doch auch in den Ländern mit politischen Vorgaben für eine Minderung der Methanemissionen steht bisher meist die Verringerung des CO2-Ausstoßes im Mittelpunkt. „Die Reduzierung von Methan wird neben der CO2-Reduzierung zur Bekämpfung der globalen Erwärmung immer noch als eine Alternative und nicht als notwendiger Schritt angesehen“, sagt Olczak.

Forschende fordern Richtlinien zur Regulierung

Die Wissenschaftler betonen den Wert der Festlegung von Richtlinien, die für die betroffenen Branchen vorhersehbar und klar sind. Im Idealfall könnten sie dabei helfen, Investitionsentscheidungen zu treffen, die auf langfristige Klimaschutzszenarien abgestimmt sind. „Um erhebliche Möglichkeiten zur Reduzierung der Methanemissionen zu realisieren, muss ein konsistenter Ansatz zur genauen Identifizierung, Quantifizierung und Überprüfung von Methanemissionsquellen sowie eine größere politische Abdeckung und Strenge (z.B. messbare Ziele und Durchsetzung) eingeführt werden“, schreiben die Studienautoren.

Sie setzen darauf, dass immer genauere Satellitenmessungen von Methan in der Atmosphäre große Quellen des Gases ausfindig machen und die Politik in der Regulierung des Methanausstoßes unterstützen können. Zudem hegen sie die Hoffnung, dass das 2021 etablierte International Methane Emissions Observatory der UNEP ebenso wie die UN-Klimakonferenz in Dubai 2023 (COP 28) Fortschritte bei der Reduzierung des Methanausstoßes erzielen werden.

RND/dpa

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