
Otto Puffahrts Chronik Gartow - Vom Rittersitz zur Ferienregion ist im Lüchower Köhring-Verlag erschienen
Nützlicher Schatz für alle
by Gartow. "Sichern und bewahren, das ist das Allerwichtigste", sagt Otto Puffahrt. Seit 40 Jahren ist der gebürtige Hitzackeraner damit beschäftigt, aufzuschreiben, was war. Zu viele lokalhistorische Quellen sind schon vernichtet worden. Er arbeitet dagegen an, will, dass nichts in Vergessenheit gerät. Das hat in den vier Jahrzehnten zu vielen hundert Veröffentlichungen Puffahrts geführt, in dieser Woche ist die Nummer 610 dazu gekommen. Es ist die 568-seitige Chronik über "Gartow - Vom Rittersitz zur Ferienregion".
Es ist ein Werk mit Geschichte - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn eigentlich gibt es diese Chronik schon seit gut zehn Jahren. Da hatte der 68-Jährige die Historie des Fleckens handschriftlich auf rund 1000 Seiten zusammengestellt. Das Interesse der Gartower Verwaltung an diesem Werk war damals immerhin so groß, dass Elona Dreyer aus dem Vorzimmer des Samtgemeindebürgermeisters damit begann, Puffahrts Arbeit digital zu erfassen.
Seine Hoffnung, dass die Gemeinde danach Jahr für Jahr Gelder zurücklegen würde, damit schließlich auch ein Buch entstehen könnte, ging nicht in Erfüllung.
Schließlich nahm sich der Kulturverein Gartow der Sache an, übernahm die Herausgeberschaft, Vorsitzender Berthold Sturm suchte und fand Sponsoren, sein Stellvertreter Hans Martin Ulrich übernahm Lektoratsarbeiten und man gewann den Lüchower Köhring-Verlag als Partner. Verlagsleiter Dr. Hanno Saade überreichte Puffahrt am Donnerstag im Sitzungssaal des Gartower Rathauses das erste Exemplar, und der war zufrieden: "Es ist sehr gut gelungen, wunderbares Hardcover, kein labbriger Umschlag", freute er sich und dankte allen, die an der Realisierung beteiligt waren. Elona Dreyer bekam von ihm einen Blumenstrauß.
Wer etwas über die Gartower Geschichte wissen wollte, konnte bisher lediglich auf die drei schmalen Bände von Rudolf Haberland aus dem Jahr 1955 zurückgreifen. Das hat auch Puffahrt getan, und er hat auf die Aufzeichnungen des Gartower Bürgers Wilhelm Tege zurückgegriffen, der einst die Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert "sehr lebendig" festgehalten hatte. Eine sehr wichtige Quelle war Puffahrt aber vor allem das Gräflich von Bernstorffsche Archiv, in dem er seit 1983 tätig ist. Und so entstand eine Collage aus Originalquellen und Texten des Chronisten. Er habe sich bemüht, alle Themen, die einen Flecken wie Gartow gestaltet haben, zu erfassen, um die Gartower und alle, die sich für Gartow interessieren, mit Wissen bereichern zu können. Seine Chronik "soll ein Nachschlagewerk sein, das über viele Jahre wirken kann". Wer heute oder auch später wissen will, wie einst der Tourismus in Gartow begonnen hat, kann das jetzt nachlesen.
Die weiteren Themen seiner Chronik durch 800 Jahre Gartower Geschichte sind der Naturraum, die Adelsgeschlechter in Gartow sowie die Grafen von Bernstorff, das Justizwesen, Forst und Landwirtschaft, Kirchen-, Schul- und Sozialwesen. Vorgestellt werden auch die öffentlichen Einrichtungen, Gartows Entwicklung in verschiedenen Zeitphasen, Gartow im Dritten Reich, die Grenzprobleme, das Wirtschaftsleben, die Landwirtschaft, Ökologie und Umwelt, Wasserwirtschaft, sowie das Gorlebenproblem und ganz zum Schluss und sehr aktuell: die Kriegsgräber- und Gedenkstätte.
Bürgermeister Ulrich von Mirbach dankte Otto Puffahrt, "der so sehr geduldig mit uns allen sein musste und beharrlich gesammelt, gesichtet und ausgewertet hat". Von Mirbach und auch Andreas Graf von Berns-torff hoben vor allem Puffahrts ehrenamtliches Engagement hervor. Das verdiene Bewunderung, dagegen sei die Bereitstellung des Archivs eine Marginalie, meinte der Graf. Wie von Mirbach ist er gespannt auf das Buch, das sicher Überraschendes bieten werde. Die Chronik sei ein "nützlicher Schatz für uns alle", lobt der Bürgermeister.
Otto Puffahrt selbst sieht sich als Dinosaurier, der die klassische Chronik am Leben erhält und auch in Zeiten von Internet und wegbrechendem historischen Interesse überzeugt ist, dass ein solches Werk doch Wirkung entfalte. Er hätte übrigens noch mal so viel schreiben können, habe aber nicht alles ausgegraben, und so sind daher auch die Zahlen zur Einwohnerentwicklung oder auch Wahlergebnisse rausgefallen.
500 Exemplare wurden gedruckt und sollen nun an Gartower, Ex-Gartower, Urlauber und alle anderen Interessierten verkauft werden - für 24,90 Euro.